Die Gewalt mit Messern nimmt zu, aber auch die Maßnahmen dagegen werden verschärft. Was bringen die neuen Waffengesetze und was braucht es noch im Kampf gegen Messerkriminalität? Von Maximilian Fallert.
Du missverstehst mich. Ich sage nicht, dass der Staat einfach Geld auszahlen soll. Ich sage, dass der Staat sich darum kümmern soll, dass seine Einwohner nicht in prekären Verhältnissen leben müssen, in Verhältnissen, in denen sie eben nicht anfällig sind, in gewalttätige Entwicklungen zu geraten.
Dazu gehört natürlich eine Grundsicherung, die ein Leben in Würde ermöglicht statt ständig am Rand des Existenzminimums herumzukrebsen.
Dazu gehört aber auch, Arbeitnehmerrechte stärken und durchsetzen, dazu gehört eine solide Bildungsinfrastruktur, die Klassenunterschiede im Elternhaus ausgleicht, dazu gehört günstige Energieversorgung, Gesundheitsversorgung und -vorsorge, dazu gehören Safe Spaces und Entfaltungsmöglichkeiten für Jugendliche, usw usf.
Das Ding mit Statussymbolen gehört allerdings auch dazu, selbst wenn man weiß, dass sie dumm sind und eigentlich abgeschafft gehören. An dem Punkt sind wir aber leider gesamtgesellschaftlich noch nicht. Und weiterhin tragen Statussymbole und der Wert, der ihnen beigemessen wird zur Entscheidung bei, kriminell zu werden.
Der Anomietheorie (nach Merton) zufolge gibt es bestimmte Ziele, die zu erreichen gesellschaftlich als erstrebenswert gelten, und es gibt gesellschaftlich akzeptierte Wege, diese Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele sind Statussymbole, die meisten dieser Wege sind Geld verdienen durch Erwerbsarbeit.
Wenn ein Individuum, oder eine Gruppe von Individuen feststellt, dass es ihnen unmöglich ist, die erstrebenswerten Ziele auf den akzeptierten Wegen zu erreichen oder dass deutlich effizientere Wege existieren, gibt es mehrere mögliche Reaktionen. Merton nennt Konformität, Innovation, Ritualismus, Rückzug und Rebellion. Innovation, Rückzug und Rebellion sind dabei gesellschaftlich geächtet.
Rebellion bedeutet, neue Ziele zu formulieren, die bisher nicht als erstrebenswert galten (z.B. ist eines der häufigsten Ziele eine Familie, Rebellion wäre dann die bewusste Entscheidung, Single zu bleiben oder keine Kinder zu haben (z.B. weil eine Familie zu teuer wäre))
Rückzug bedeutet sowohl den Verzicht auf die Ziele als auch die Wege nicht mehr zu gehen. Das sind oft Aussteiger oder Drogenabhängige
Innovation allerdings bedeutet, die Ziele auf neuen, nicht akzeptierten Wegen erreichen zu wollen, und da landet man dann oft bei Kriminalität
Da Statussymbole, wie schon angesprochen, eins der erstrebenswerten Ziele sind, kann der Staat entweder diese Statussymbole verschenken (bzw. den entsprechenden Geldbetrag überweisen), Statussymbole abschaffen oder für Bedingungen sorgen, die ermöglichen, dass das Ziel Statussymbol mit gesellschaftlich akzeptierten Mitteln für möglichst viele bis alle Menschen erreichbar ist.
Ersteres will niemand und wäre nicht zielführend, zweiteres ist dem Staat unmöglich, also bleibt nur die dritte Option. Aber Statussymbole auszuklammern hilft eben gar nicht.
Letzteres finde ich schwierig. Welche Gruppe entscheidet das denn, welche Statussymbole gesamtgesellschaftlich erstrebenswert sind? In meiner Wahrnehmung gibt es Statussymbole eigentlich immer nur abhängig von Subkulturen oder anderen Subgruppen. Z.b. Leute, die Uhren, andere, die Autos, wieder andere, die Kleidung “wichtig” finden. Darüber hinweg und darin dann auch wieder zig Subgruppen, die die gegenseitigen Statussymbole nicht als solche akzeptieren.
Insofern sind da ja auch die Ansprüche sehr unterschiedlich, ein solches Statussymbol zu erlangen.
Erstrebenswert sind in meinen Augen aber absolut keine davon, daher bin ich weiterhin der Meinung, der Staat sollte diese gesellschaftliche Krankheit nicht unterstützen, sondern explizite Alternativanreize schaffen, sich von diesem kulturellen Aspekt abzuwenden.
Welche Gruppe entscheidet das denn, welche Statussymbole gesamtgesellschaftlich erstrebenswert sind?
Darum es nicht. Der Begriff Statussymbol ersetzt hier keinen festen Gegenstand, sondern dient als Variable. Lies es als $STATUSSYMBOL.
daher bin ich weiterhin der Meinung, der Staat sollte diese gesellschaftliche Krankheit nicht unterstützen, sondern explizite Alternativanreize schaffen, sich von diesem kulturellen Aspekt abzuwenden.
Der Staat hat keinen Einfluss darauf.
Vielleicht kann man $STATUSSYMBOL auch anders erklären. Die meisten Menschen sind mit einem Mittelklasse-Lebensstil wirklich zufrieden. Die Grundbedürfnisse sind gedeckt, man hat ein räsonables finanzielles Polster und hier und da ist etwas Luxus drin ($STATUSSYMBOL). Das sind i.d.R. die materiellen Ziele, die gesellschaftlich als erstrebenswert gelten (und die die meisten Deutschen auch anstreben dürften).
Aufgabe des Staates mit Blick auf die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Einwohnern wäre es, Gegebenheiten und Infrastruktur zu schaffen und zu pflegen, die allen Einwohnern zuverlässig und ohne übermäßige Anstrengungen (kann subjektiv sein) ermöglicht, einen solchen Lebensstil zu erreichen und aufrechtzuhalten, und dort, wo das tatsächlich unmöglich ist, mindestens eine menschenwürdige Existenz zu sichern.
Du missverstehst mich. Ich sage nicht, dass der Staat einfach Geld auszahlen soll. Ich sage, dass der Staat sich darum kümmern soll, dass seine Einwohner nicht in prekären Verhältnissen leben müssen, in Verhältnissen, in denen sie eben nicht anfällig sind, in gewalttätige Entwicklungen zu geraten.
Dazu gehört natürlich eine Grundsicherung, die ein Leben in Würde ermöglicht statt ständig am Rand des Existenzminimums herumzukrebsen.
Dazu gehört aber auch, Arbeitnehmerrechte stärken und durchsetzen, dazu gehört eine solide Bildungsinfrastruktur, die Klassenunterschiede im Elternhaus ausgleicht, dazu gehört günstige Energieversorgung, Gesundheitsversorgung und -vorsorge, dazu gehören Safe Spaces und Entfaltungsmöglichkeiten für Jugendliche, usw usf.
Das Ding mit Statussymbolen gehört allerdings auch dazu, selbst wenn man weiß, dass sie dumm sind und eigentlich abgeschafft gehören. An dem Punkt sind wir aber leider gesamtgesellschaftlich noch nicht. Und weiterhin tragen Statussymbole und der Wert, der ihnen beigemessen wird zur Entscheidung bei, kriminell zu werden.
Der Anomietheorie (nach Merton) zufolge gibt es bestimmte Ziele, die zu erreichen gesellschaftlich als erstrebenswert gelten, und es gibt gesellschaftlich akzeptierte Wege, diese Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele sind Statussymbole, die meisten dieser Wege sind Geld verdienen durch Erwerbsarbeit.
Wenn ein Individuum, oder eine Gruppe von Individuen feststellt, dass es ihnen unmöglich ist, die erstrebenswerten Ziele auf den akzeptierten Wegen zu erreichen oder dass deutlich effizientere Wege existieren, gibt es mehrere mögliche Reaktionen. Merton nennt Konformität, Innovation, Ritualismus, Rückzug und Rebellion. Innovation, Rückzug und Rebellion sind dabei gesellschaftlich geächtet.
Da Statussymbole, wie schon angesprochen, eins der erstrebenswerten Ziele sind, kann der Staat entweder diese Statussymbole verschenken (bzw. den entsprechenden Geldbetrag überweisen), Statussymbole abschaffen oder für Bedingungen sorgen, die ermöglichen, dass das Ziel Statussymbol mit gesellschaftlich akzeptierten Mitteln für möglichst viele bis alle Menschen erreichbar ist. Ersteres will niemand und wäre nicht zielführend, zweiteres ist dem Staat unmöglich, also bleibt nur die dritte Option. Aber Statussymbole auszuklammern hilft eben gar nicht.
Dem ersten Absatz stimme ich voll zu.
Letzteres finde ich schwierig. Welche Gruppe entscheidet das denn, welche Statussymbole gesamtgesellschaftlich erstrebenswert sind? In meiner Wahrnehmung gibt es Statussymbole eigentlich immer nur abhängig von Subkulturen oder anderen Subgruppen. Z.b. Leute, die Uhren, andere, die Autos, wieder andere, die Kleidung “wichtig” finden. Darüber hinweg und darin dann auch wieder zig Subgruppen, die die gegenseitigen Statussymbole nicht als solche akzeptieren.
Insofern sind da ja auch die Ansprüche sehr unterschiedlich, ein solches Statussymbol zu erlangen.
Erstrebenswert sind in meinen Augen aber absolut keine davon, daher bin ich weiterhin der Meinung, der Staat sollte diese gesellschaftliche Krankheit nicht unterstützen, sondern explizite Alternativanreize schaffen, sich von diesem kulturellen Aspekt abzuwenden.
Darum es nicht. Der Begriff Statussymbol ersetzt hier keinen festen Gegenstand, sondern dient als Variable. Lies es als $STATUSSYMBOL.
Der Staat hat keinen Einfluss darauf.
Vielleicht kann man $STATUSSYMBOL auch anders erklären. Die meisten Menschen sind mit einem Mittelklasse-Lebensstil wirklich zufrieden. Die Grundbedürfnisse sind gedeckt, man hat ein räsonables finanzielles Polster und hier und da ist etwas Luxus drin ($STATUSSYMBOL). Das sind i.d.R. die materiellen Ziele, die gesellschaftlich als erstrebenswert gelten (und die die meisten Deutschen auch anstreben dürften).
Aufgabe des Staates mit Blick auf die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Einwohnern wäre es, Gegebenheiten und Infrastruktur zu schaffen und zu pflegen, die allen Einwohnern zuverlässig und ohne übermäßige Anstrengungen (kann subjektiv sein) ermöglicht, einen solchen Lebensstil zu erreichen und aufrechtzuhalten, und dort, wo das tatsächlich unmöglich ist, mindestens eine menschenwürdige Existenz zu sichern.