Schöner Fall interessengefärbter Berichterstattung. Ja, absolut ist die Zahl schon in 2023 gestiegen, relativ nicht, weil es einfach insgesamt mehr Kriminalität gibt.
Und was für eine Überraschung: das Thema ist mehr in den Medien und es gibt verschärfte Gesetzgebung, was gut ist, aber natürlich ist das dann auch logisch, dass es mehr Kontrollen und folglich mehr Fälle gibt. Genau so hat man vor einem Jahr auch noch darüber berichtet.
Aber es passt Erzkanzler Fotzenfritz ja ganz gut in den Kram, wenn man den Kurs wechselt, vielleicht noch ein Funke tendenziöser und mehr “die Ausländer sind Schuld”, dann klappt’s auch mit dem Rückhalt in der Bevölkerung.
(Es gab in 2024 übrigens auch einen massiven Anstieg von Schattenwirtschaft, also Steuerbetrug. Mal sehen, ob die CDU dazu auch bessere Gesetze erlässt und ob man darüber auch bald solche Berichte liest…)
Laut Dirk Baier müssten die Umstände berücksichtigt werden: Traumatische Fluchterfahrungen, mangelnde Perspektiven in Deutschland und die fehlende Integration könnten eigenes Gewaltverhalten begünstigen.
Im Kampf gegen Messer brauche es einen langen Atem. Baier plädiert für einen nationalen Aktionsplan: mehr Mittel für Sozialarbeit und die Beratung und Betreuung von Intensivtätern, Kampagnen gegen Gewalt. Und es brauche mehr Aufmerksamkeit für die Opfer.
Wenigstens einer mit ein bisschen Vernunft.
Der ganze Artikel ist (mal wieder) so kurzsichtig geschrieben, es ist zum Haare raufen. Es ist relativ klar, was einen Großteil der Gewalt verursacht, aber das wird geflissentlich ignoriert. Weil die Lebensumstände der Menschen grundlegend zu verbessern, sodass sie keine Angst mehr haben müssen, z.B. am Monatsende nichts mehr zu essen kaufen zu können oder aufgrund mangelnder Statussymbole gesellschaftlich nicht anerkannt zu werden, das ist anstrengend. Da müsste man ja mal wirklich was machen, und zwar mehr als dafür zu sorgen dass den Cronies eine billige Arbeiterschicht zum Ausbeuten zur Verfügung steht.
Hattest mich beim ersten Punkt, Statussymbole finanzieren ist aber definitiv nicht Staatsaufgabe.
Statussymbole sind generell dumm.
Du missverstehst mich. Ich sage nicht, dass der Staat einfach Geld auszahlen soll. Ich sage, dass der Staat sich darum kümmern soll, dass seine Einwohner nicht in prekären Verhältnissen leben müssen, in Verhältnissen, in denen sie eben nicht anfällig sind, in gewalttätige Entwicklungen zu geraten.
Dazu gehört natürlich eine Grundsicherung, die ein Leben in Würde ermöglicht statt ständig am Rand des Existenzminimums herumzukrebsen.
Dazu gehört aber auch, Arbeitnehmerrechte stärken und durchsetzen, dazu gehört eine solide Bildungsinfrastruktur, die Klassenunterschiede im Elternhaus ausgleicht, dazu gehört günstige Energieversorgung, Gesundheitsversorgung und -vorsorge, dazu gehören Safe Spaces und Entfaltungsmöglichkeiten für Jugendliche, usw usf.Das Ding mit Statussymbolen gehört allerdings auch dazu, selbst wenn man weiß, dass sie dumm sind und eigentlich abgeschafft gehören. An dem Punkt sind wir aber leider gesamtgesellschaftlich noch nicht. Und weiterhin tragen Statussymbole und der Wert, der ihnen beigemessen wird zur Entscheidung bei, kriminell zu werden.
Der Anomietheorie (nach Merton) zufolge gibt es bestimmte Ziele, die zu erreichen gesellschaftlich als erstrebenswert gelten, und es gibt gesellschaftlich akzeptierte Wege, diese Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele sind Statussymbole, die meisten dieser Wege sind Geld verdienen durch Erwerbsarbeit.
Wenn ein Individuum, oder eine Gruppe von Individuen feststellt, dass es ihnen unmöglich ist, die erstrebenswerten Ziele auf den akzeptierten Wegen zu erreichen oder dass deutlich effizientere Wege existieren, gibt es mehrere mögliche Reaktionen. Merton nennt Konformität, Innovation, Ritualismus, Rückzug und Rebellion. Innovation, Rückzug und Rebellion sind dabei gesellschaftlich geächtet.- Rebellion bedeutet, neue Ziele zu formulieren, die bisher nicht als erstrebenswert galten (z.B. ist eines der häufigsten Ziele eine Familie, Rebellion wäre dann die bewusste Entscheidung, Single zu bleiben oder keine Kinder zu haben (z.B. weil eine Familie zu teuer wäre))
- Rückzug bedeutet sowohl den Verzicht auf die Ziele als auch die Wege nicht mehr zu gehen. Das sind oft Aussteiger oder Drogenabhängige
- Innovation allerdings bedeutet, die Ziele auf neuen, nicht akzeptierten Wegen erreichen zu wollen, und da landet man dann oft bei Kriminalität
Da Statussymbole, wie schon angesprochen, eins der erstrebenswerten Ziele sind, kann der Staat entweder diese Statussymbole verschenken (bzw. den entsprechenden Geldbetrag überweisen), Statussymbole abschaffen oder für Bedingungen sorgen, die ermöglichen, dass das Ziel Statussymbol mit gesellschaftlich akzeptierten Mitteln für möglichst viele bis alle Menschen erreichbar ist. Ersteres will niemand und wäre nicht zielführend, zweiteres ist dem Staat unmöglich, also bleibt nur die dritte Option. Aber Statussymbole auszuklammern hilft eben gar nicht.
Dem ersten Absatz stimme ich voll zu.
Letzteres finde ich schwierig. Welche Gruppe entscheidet das denn, welche Statussymbole gesamtgesellschaftlich erstrebenswert sind? In meiner Wahrnehmung gibt es Statussymbole eigentlich immer nur abhängig von Subkulturen oder anderen Subgruppen. Z.b. Leute, die Uhren, andere, die Autos, wieder andere, die Kleidung “wichtig” finden. Darüber hinweg und darin dann auch wieder zig Subgruppen, die die gegenseitigen Statussymbole nicht als solche akzeptieren.
Insofern sind da ja auch die Ansprüche sehr unterschiedlich, ein solches Statussymbol zu erlangen.
Erstrebenswert sind in meinen Augen aber absolut keine davon, daher bin ich weiterhin der Meinung, der Staat sollte diese gesellschaftliche Krankheit nicht unterstützen, sondern explizite Alternativanreize schaffen, sich von diesem kulturellen Aspekt abzuwenden.
Welche Gruppe entscheidet das denn, welche Statussymbole gesamtgesellschaftlich erstrebenswert sind?
Darum es nicht. Der Begriff Statussymbol ersetzt hier keinen festen Gegenstand, sondern dient als Variable. Lies es als $STATUSSYMBOL.
daher bin ich weiterhin der Meinung, der Staat sollte diese gesellschaftliche Krankheit nicht unterstützen, sondern explizite Alternativanreize schaffen, sich von diesem kulturellen Aspekt abzuwenden.
Der Staat hat keinen Einfluss darauf.
Vielleicht kann man $STATUSSYMBOL auch anders erklären. Die meisten Menschen sind mit einem Mittelklasse-Lebensstil wirklich zufrieden. Die Grundbedürfnisse sind gedeckt, man hat ein räsonables finanzielles Polster und hier und da ist etwas Luxus drin ($STATUSSYMBOL). Das sind i.d.R. die materiellen Ziele, die gesellschaftlich als erstrebenswert gelten (und die die meisten Deutschen auch anstreben dürften).
Aufgabe des Staates mit Blick auf die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Einwohnern wäre es, Gegebenheiten und Infrastruktur zu schaffen und zu pflegen, die allen Einwohnern zuverlässig und ohne übermäßige Anstrengungen (kann subjektiv sein) ermöglicht, einen solchen Lebensstil zu erreichen und aufrechtzuhalten, und dort, wo das tatsächlich unmöglich ist, mindestens eine menschenwürdige Existenz zu sichern.
Lt. Huber “hubsi” Aiwanger aka Mr “Opfesoft” helfen Menschen mit guten Messern [gegen Menschen mit schlechten Messern]
https://taz.de/Hubert-Aiwanger-will-Messer-fuer-alle/!5631711/
Die Aussage dass Deutschland sicherer wäre, wenn jeder ein Messer in der Tasche hätte, ist natürlich Quatsch.
Aber alle Messer mit Waffen gleichzusetzen und das Tragen jeglicher Messer in der Öffentlichkeit zu verbieten ist genauso Quatsch.
Das ist eine Sache, bei der ich ganz bewusst gegen das Gesetz verstoße:
Mein Taschenmesser nehme ich weiter überallhin mit, genauso wie ich das gemacht hab, seit ich 10 bin.
Und ja, es ist ein Pöhses Einhandkampfmesser!!!Aber alle Messer mit Waffen gleichzusetzen und das Tragen jeglicher Messer in der Öffentlichkeit zu verbieten ist genauso Quatsch.
Wie kaputt muss man eigentlich im Kopf sein, um bei “Messer” sofort “Waffe” zu denken?
Mein Taschenmesser nehme ich weiter überallhin mit, genauso wie ich das gemacht hab, seit ich 10 bin.
Das mach ich auch. Die kranken Spinner mit ihrer übergriffigen Gesetzgebung sollen ihre verdammten Finger aus meiner Hosentasche lassen.
Wie kaputt muss man eigentlich im Kopf sein, um bei “Messer” sofort “Waffe” zu denken?
Das kommt halt von der Berichterstattung und dem Framing der Rechten. “Messerangriff”, “Messerkriminalität”, “Messer-Migranten”, etc.
Wenn man sich die Nachrichten durchliest, hat man das Gefühl, dass Messer nur noch von kriminellen ausländischen Jugendlichen verwendet werden.
Aber es ist halt auch ein Generationenwechsel. Früher war ein Messer das Allzweckwerkzeug, was jeder immer dabeihatte. Heute ist das das Handy.Aber es ist halt auch ein Generationenwechsel.
Ich glaube, das ist mehr ein Stadt/Land-Ding. Und von den Medien geschürte kranke Paranoia, dank der irgendwelche Deppen glauben, sich ständig “verteidigen” zu müssen.
Früher war ein Messer das Allzweckwerkzeug, was jeder immer dabeihatte. Heute ist das das Handy.
Halt mal mein Taschenmesser, während ich versuche, mit meinem Handy eine Konservendose zu öffnen. /s
'murica'yernNur zur Orientierung: Der Beitrag ist von 2019
Leider ist es nur ein kleiner Absatz, der sich mit der Frage beschäftigt, aber immerhin suggeriert die Überschrift, dass man was tun könne.